TEAM: Lydia Friedrich | Jenny Joost | Markus Matt | Waldemar Rose
Konzept | UX Design
Das Projekt »Blindes Grauen« entstand im WS 15/16 in der Masterveranstaltung »Interaktionsdesign« mit dem Thema “Invisible Interfaces: Interfaces ohne digitales Display”.
Die Herausforderung bestand darin, dass das zu konzipierende Interface ohne ein Digitales Display auskommen musste. Eine weitere Hürde ergab sich daraus, dass auf klassische Eingabegeräte, wie z. B. eine Maus, eine Tastatur oder ein Touchdisplay, verzichtet werden sollte.
Neben dem Entwurf eines Invisible Interfaces und der Entwicklung eines Prototypen, war es unser Ziel ein intensives Horror-Erlebnis zu gestalten. Während des Gangs durch das Labyrinth sollen sich die Nutzer durch die produzierte Atmosphäre in die Situation einfinden und dieses am eigenen Körper empfinden, denn schließlich sind sie selbst Protagonisten der Horror-Geschichte.
Im nächsten Schritt erarbeitete ich, im Rahmen des Konzepts der Installation, ein Ablaufdiagramm. Dieses stellt eine nonlineare Geschichte mit Endscheidungspunkten dar.
Die Pfeile geben an, in welche Richtung sich die Geschichte weiter entwickeln könnte und jeder Knotenpunkt enthält einen bestimmten Teil der Geschichte. Es befindet sich auch ein Sackgassenpfad im Ablaufdiagramm (Raum 3b), bei diesem war es von äußerster Wichtigkeit, den Inhalt des Knotenpunkts mit keinen relevanten Informationen auszufüllen, die zum Verstehen der Geschichte notwendig sind. Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Nutzer diesen Pfad nicht betritt und somit einen Teil der Geschichte verpassen würde.
„Im Jahre 1853 begann der Knabe Joseph Hinz seine Ausbildung zum Uhrmacher an der Uhrmacherschule in Furtwangen. Joseph war ein Einzelgänger, von schmächtiger Statur und nahezu unscheinbar. Dennoch wurde er zum Hassobjekt seiner Mitschüler der Uhrmacherschule und musste viel Gelächter und Schimpftriaden über sich ergehen lassen. So kam es, dass Joseph sich immer mehr und mehr von den Menschen in seiner Umgebung zurückzog. Um allen zu beweisen, welches Unrecht sie ihm antaten, begann er mit der Herstellung einer perfekten Uhr…der Meisteruhr. Er investierte viel Zeit und Mühe in seine Uhr, doch kein Uhrwerk, das er kreierte, konnte ihn zufriedenstellen, denn alle verloren nach der Zeit ihren Takt. Da kam ihm ein Gedanke…
Dieser Gedanke keimte zunächst nur ein klein wenig in seinem Kopf, bis er anfing zu wachsen…bis ins Unermäßliche… ein Herz, der perfekte Taktgeber…das Pochen so gleichmäßig, so unbeschreiblich schön, so perfekt…“
Unter zu Hilfenahme des Ablaufdiagramms, und der Geschichte, begann ich ein erstes Nutzungsszenario zu schreiben. Dieses half dem Team einerseits ein besseres Bild von der Installation selbst zu bekommen und zum anderen deckte das Nutzungsszenario in seinen Durchläufen mehrere Probleme auf, welche wir dann beheben konnten.
Im Zusammenspiel mit dem fertigen Nutzungsszenario entwickelte ich dann ein Storyboard für die Handlungsmöglichkeiten des Nutzers. In diesem Storyboard wurden allerdings keine Bildmotive skizziert, sondern die möglichen Bewegungen des Nutzers aus dem Nutzungsszenario, in Kombination mit den Lautsprechern. Dieses Storyboard bildete auch die Grundlage für weitere Interaktionsmöglichkeiten des Nutzers. Denn nur wenn klar ist, wie der Nutzer sich durch den Raum bewegt, können die Audiosignale zum aktuellen Standort des Nutzers räumlich auf der 7.1 surround Soundanlage verortet werden. Zudem war eine Visualisierung der möglichen Laufwege des Nutzers wichtig, um teamintern eine einheitliche Vorstellung des Ablaufs des Hörspiels zu erhalten.
Bei der Installation handelt sich um eine Art Spiel, bei welchem der Nutzer mittels seiner Bewegung im Raum, mit der Installation interagieren kann (siehe Nutzungsszenario). Hierbei ist anzumerken das jeweils nur eine Person mit der Installation interagieren kann. Diese Interaktionen finden innerhalb eines 9×9 Rasters statt, in welchem sich der Nutzer frei bewegen kann und gleichzeitig von der Kinect erfasst wird.
Der Prototyp der Installation wurde am Tag der Medien in der Hochschule Furtwangen vorgestellt und konnte hier von den Studierenden und Interessenten getestet werden.
Nach jedem Durchgang wurde der Nutzer zum subjektiven Erleben der Installation befragt. Der Gesamteindruck war durchweg positiv und alle Teilnehmer betonten, dass eine solche oder ähnliche Installation für sie völlig neu sei. Als leicht verbesserungswürdig wurde teilweise die Komplexität des Auditiven angesehen. Hier wünschten sich einzelne Teilnehmer vielfältigere und lautere Umgebungs- / Atmogeräusche. Teilweise fiel auf, dass die Lautsprecher der Anlage alle in einer Höhe von etwa drei Metern an der Wand angebracht waren. Eine Anbringung auf Kopfhöhe und zusätzlich ggf. Lautsprecher an der Decke und auf dem Boden wären optimal. Positiv wurde die fehlende Orientierung / das fehlende Positionsbewusstsein im Raum bewertet.